Interessengemeinschaft Experimentelle Archäologie


Rückblick 2024 – Verhüttung von Raseneisenerz

 

Unser zweites Experiment zur eisenzeitlichen Verhüttung von Raseneisenerz im Rennofen fand in der Zeit vom 28.10. bis 06.11.2024 im Garten des Rittergutes Trebsen statt.

 

Am 28. und 29.10. wurde an der gleichen Stelle wie 2023 ein neuer Rennofen errichtet und für eine Woche der natürlichen Trocknung überlassen. Dabei kamen uns die beim ersten Versuch vor einem Jahr gesammelten Erfahrungen zugute. Besonders die Konsistenz des Baustoffes und die Bauweise ergaben einen Ofen, der den Anforderungen entsprach und der die Ofenreise am 06.11. hervorragend überstand. Über acht Stunden wurde der Ofen mit Holzkohle und zerkleinertem und gerösteten Erz beschickt und über ein elektrisches Gebläse wurden Temperaturen von ca. 1300 Grad Celsius erreicht und gehalten. 

 

Die Interessengemeinschaft und die tatkräftigen Helfer und Mitstreiter waren voller Eifer und Begeisterung bei der Sache. Besonders Herr Dr. Matthias Schütze und seine Frau, die das Projekt die ganze Zeit unterstützten. Herr Dr. Schütze ist mit seinen Untersuchungen zum Raseneisenerz in der Parthenaue gewissermaßen der geistige Vater und so konnte ein Experiment Gestalt annehmen, welches einen Bogen spannt, der von der Metallurgie der frühen Eisenzeit bis zum Abbau und der Verhüttung des einheimischen Raseneisenerzes aus der Parthenaue im 19. Jahrhundert für den Eisenbahnbau in Sachsen reicht.

 

Die Bedeutung und der enge Bezug unseres Experimentes für die GeoErlebnisWerkstatt Trebsen und den Geopark Porphyrland soll an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden. Die Parthe und ihre Zuflüsse nehmen ihre eisenhaltigen Verbindungen aus dem Verwitterungsschutt der Porphyrhügel auf und aus denen entsteht in den Auengebieten von Parthe und Threne das von uns dort gesammelte und verwendete Raseneisenerz.

 

Wir planen für das Jahr 2025 einen erneuten Versuch, der in Zweenfurth stattfinden wird. Für Interessenten stehen wir jederzeit gern zur Verfügung.

 

Kontakt: Ronald Schröter, 0163 6351083 saivoaimo@web.de 

 

 

 



Traditionelle Gusstechniken wie um 1300 v. Chr.

 

 

 

 

 

 

Das Tollensetal befindet sich in Mecklenburg-Vorpommern, etwa 120 km nördlich von Berlin, 60 km südlich der vorpommerschen Boddenküste und rund 70 km westlich der deutsch-polnischen Grenze. Die nächstgelegenen Orte sind Neubrandenburg und Altentreptow.

 

Dort fand irgendwann zwischen 1300 und 1250 v. Chr. in der ausgehenden Bronzezeit eine Schlacht statt. Bisher wurden bei archäologischen Untersuchungen mehrere tausend menschliche Knochen gefunen. Viele weisen Spuren von Gewalt auf. Unter diesen Knochen befinden sich z.B. ein Schädel mit eingeschossener bronzener Pfeilspitze. Andere Schädel weisen Lochdefekte auf, wiesie etwa bei Hieben mit Keulen auftreten. Gefunden hat man auch mehrere Waffen, darunter ein bronzenes Schwert und zwei hölzerne Keulen. Die mit Abstand am stärksten vertretene Waffenart aber sind bronzene Pfeilspitzen. Von diesen sind bisher über fünfzig Stück gefunden worden. Dies deutet auf einen regen Gebrauch von Pfeil und Bogen während der Schlacht hin.

 

Zwanzig dieser Spitzen sind in einer archäologischen Fachpublikation  im Maßstab 1:1 abgebildet. Da bot es sich an, diese Spitzen nachzuarbeiten. Nach unserer Hypothese sind in der Bronzezeit solche Spitzen in Serie im Wachsausschmelzverfahren hergestellt worden. Am Anfang dieses Herstellungsprozesses steht die Fertigung eines Wachsmodells. Dafür nimmt man von der Abbildung Maße ab und fertigt die entsprechenden Pfeilspitze aus Bienenwachs. Dazu benutzt man etwa 1,5 mm starke Wachsplatten. Dieses Modell erhält noch einen etwa 3 mm starken und 15 cm langen Eingusskanal, der ebenfalls aus Bienenwachs besteht (Abb. 1 u. 2). Etwa sechs bis zehn solcher Wachsmodelle passen in eine Gussform, wo sie im Rondell angeordnet sind (Abb. 3). Diese Gussformen bestehen aus sandgemagertem Lehm. Wenn der Lehm getrocknet ist, nach etwa einer Woche, erfolgt der nächste Schritt. Die Gussform muss ausgewachst (Abb. 4) und gebrannt werden. Danach erfolgt der Guss (Abb. 5). Nach dem Guss wird die Gussform zerschlagen, sie geht also verloren, wovon auch die Bezeichnung „Guss in verlorener Form“ für das Wachsausschmelzverfahren herrührt. Nach dem Zerschlagen der Form erhält man ein detailgetreues bronzenes Abbild der ehemals in der Gussform positionierten Wachsmodelle (Abb. 6). 

Dokumentation über das Tollensetal und seine Geschichte

Einzelnes Wachsmodell mit Eingusskanal

Sechzig Wachsmodelle von Pfeilspitzen aus dem Tollensetal

Gussformenbau

Auswachsen einer Gussform

Guss

Fertige Pfeilspitzen noch im Verbund