Interessengemeinschaft Experimentelle Archäologie

Traditionelle Gusstechniken wie um 1300 v. Chr.

 

 

 

 

 

 

Das Tollensetal befindet sich in Mecklenburg-Vorpommern, etwa 120 km nördlich von Berlin, 60 km südlich der vorpommerschen Boddenküste und rund 70 km westlich der deutsch-polnischen Grenze. Die nächstgelegenen Orte sind Neubrandenburg und Altentreptow.

 

Dort fand irgendwann zwischen 1300 und 1250 v. Chr. in der ausgehenden Bronzezeit eine Schlacht statt. Bisher wurden bei archäologischen Untersuchungen mehrere tausend menschliche Knochen gefunen. Viele weisen Spuren von Gewalt auf. Unter diesen Knochen befinden sich z.B. ein Schädel mit eingeschossener bronzener Pfeilspitze. Andere Schädel weisen Lochdefekte auf, wiesie etwa bei Hieben mit Keulen auftreten. Gefunden hat man auch mehrere Waffen, darunter ein bronzenes Schwert und zwei hölzerne Keulen. Die mit Abstand am stärksten vertretene Waffenart aber sind bronzene Pfeilspitzen. Von diesen sind bisher über fünfzig Stück gefunden worden. Dies deutet auf einen regen Gebrauch von Pfeil und Bogen während der Schlacht hin.

 

Zwanzig dieser Spitzen sind in einer archäologischen Fachpublikation  im Maßstab 1:1 abgebildet. Da bot es sich an, diese Spitzen nachzuarbeiten. Nach unserer Hypothese sind in der Bronzezeit solche Spitzen in Serie im Wachsausschmelzverfahren hergestellt worden. Am Anfang dieses Herstellungsprozesses steht die Fertigung eines Wachsmodells. Dafür nimmt man von der Abbildung Maße ab und fertigt die entsprechenden Pfeilspitze aus Bienenwachs. Dazu benutzt man etwa 1,5 mm starke Wachsplatten. Dieses Modell erhält noch einen etwa 3 mm starken und 15 cm langen Eingusskanal, der ebenfalls aus Bienenwachs besteht (Abb. 1 u. 2). Etwa sechs bis zehn solcher Wachsmodelle passen in eine Gussform, wo sie im Rondell angeordnet sind (Abb. 3). Diese Gussformen bestehen aus sandgemagertem Lehm. Wenn der Lehm getrocknet ist, nach etwa einer Woche, erfolgt der nächste Schritt. Die Gussform muss ausgewachst (Abb. 4) und gebrannt werden. Danach erfolgt der Guss (Abb. 5). Nach dem Guss wird die Gussform zerschlagen, sie geht also verloren, wovon auch die Bezeichnung „Guss in verlorener Form“ für das Wachsausschmelzverfahren herrührt. Nach dem Zerschlagen der Form erhält man ein detailgetreues bronzenes Abbild der ehemals in der Gussform positionierten Wachsmodelle (Abb. 6). 

Dokumentation über das Tollensetal und seine Geschichte

Einzelnes Wachsmodell mit Eingusskanal

Sechzig Wachsmodelle von Pfeilspitzen aus dem Tollensetal

Gussformenbau

Auswachsen einer Gussform

Guss

Fertige Pfeilspitzen noch im Verbund